Freitag, 9. Dezember 2011

Delegation nicht-ärztlicher Leistungen

Durch den steigenden Anteil an älteren und häufig multimorbiden Patienten wächst auch der Bedarf an medizinischer Betreuung, nicht nur in der Klinik oder Arztpraxis, sondern auch in besonderen Fällen zuhause. Hier gibt es für die Krankenkassen verschiedene Ansätze, eine verbesserte Versorgung sicherzustellen.
Homecare

Homecare ist ein relativ junger Versorgungsbereich und nicht mit häuslicher Pflege gleichzusetzen. Es umfasst die Versorgung eines Patienten zuhause mit erklärungsbedürftigen Hilfsmitteln oder Medizinprodukten, Verbands- und Arzneimitteln durch geschultes Fachpersonal im Rahmen einer ärztlichen ambulanten Therapie und mit vergleichbarer Qualität wie in einer Klinik. Unterstützend hierzu kommt oft das „Ambient Assisted Living“ (AAL) zum Einsatz. Patienten haben einen gesetzlich geregelten Anspruch auf die Organisation eines möglichst nahtlosen Übergangs zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen (§ 11 Abs. 4, SGB V). Daher übernehmen die Homecare Unternehmen für die Abstimmung der Versorgung eine wichtige Mittler-Rolle zwischen Patient, Klinikpersonal, Hausarzt und Krankenkasse (siehe Abbildung unten).

Für die Kasse ergeben sich durch die gezielte und optimale Koordination der Versorgung außerdem erhebliche Kostenspareffekte, denn Klinikaufenthalte können verkürzt sowie Rückfälle und Komplikationen vermieden werden.

VERAH und AGNES

VERAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) ist eine Qualifizierungsoffensive für die Medizinische Fachangestellte in der Hausarztpraxis. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Hausarztpraxis als zentralen Ort der Versorgung zu stärken und die Hausärztinnen und Hausärzte durch hochqualifizierte Unterstützungsleistungen zu entlasten. Das VERAH Konzept ist gemeinsam mit dem Verband medizinischer Fachberufe e.V. entwickelt worden.

AGnES (Arztentlastende Gemeindenahe E-health-gestützte Systemische Intervention) ist vor allem für Patienten gedacht, bei denen präventive Leistungen, eine regelmäßige Überwachung der Therapie oder ein Monitoring des Gesundheitszustands erforderlich sind. Daten über den Gesundheitszustand des Patienten werden vor Ort elektronisch dokumentiert und per Datenfernübertragung direkt in die Praxis-EDV des Hausarztes eingespeist. AGnES-Mitarbeiter sind dazu mit Behandlungskoffer und Notebook für eine standardisierte Dokumentation ausgerüstet, inzwischen werden sogar Videokonferenzen mit dem Hausarzt durchgeführt. Auch die Patienten selbst können im Rahmen eines Telemonitorings Messwerte an die Praxis übermitteln und werden diesbezüglich geschult. Darüber hinaus wird eine ausführliche Medikamentenanamnese in der Häuslichkeit sowie eine Prüfung möglicher Interaktionen durch die beteiligte Apotheke vorgenommen, und anschließend erfolgt ein Abgleich mit den Verordnungsinformationen des Hausarztes.

VERAH ist also hauptsächlich innerhalb der Hausarztpraxis angesiedelt, Hausbesuche sind darüber hinaus möglich. Hingegen stehen bei AGNES die Hausbesuche im Vordergrund.

Möglichkeiten für Krankenkassen

Zur optimalen Koordination der Versorgung von Patienten zuhause können neben selektiven Verträgen mit Homecare Unternehmen auch speziell geschulte medizinische Fachkräfte von der Kasse vergütet werden.

Die Delegation nicht-ärztlicher Leistungen stellt für actmedic einen wesentlichen Erfolgsfaktor bei der Entwicklung von Versorgungsstrukturen dar.

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